Westdeutsche Zeitung, 3. September 1994

 

Nachklänge des Sommers

Bilder von Astrid André in der Galerie 11/Reise-Eindrücke verarbeitet

(opi). Während sich bei uns der Sommer mit seiner Farbenpracht langsam verabschiedet, erstrahlen in der Galerie Medau. Wallstraße 11, seit gestern (früh-)sommerliche Impressionen in ausdrucksvoller Farbigkeit. Es sind italienische Stadtlandschaften der Düsseldorfer Malerin Astrid André, die den Sommer nachklingen lassen.

 

Astrid André absolvierte die Kunstakademie Düsseldorf und war dort Meisterschülerin von Konrad Klapheck. Seinen photorealistischen Einfluß findet man jedoch nur noch bedingt in ihren Arbeiten. Einzig ein überdimensionierter Sonnenstuhl (Strandstuhl) am perspektivisch verzerrten Strand erinnert an Klaphecks nüchterne Riesenmaschinen. Der rot-weiß gestreifte Stuhl auf weißem Sand vor blauem Horizont weckt beim Betrachter Erinnerungen an unbeschwertes Strandleben und an die Ferne. Wesentlicher Aspekt der Malerei von Astrid André ist die Farbe und die damit verbundene Vermittlung von Atmosphäre und Emotionen.

 

Leuchtendes Rot und Blau bestimmen die expressionistischen Ansichten von Burano, der kleinen Insel in der Lagune von Venedig. Die vielfältige farbige Geometrie der kleinen Häuser löst sich auf in den dynamisch verschwommenen Spiegelungen im Wasser der vorgelagerten Kanäle. Licht und Schatten setzen dabei zusätzlich Akzente.

 

Eher impressionistisch verklärt wirken dagegen die kleinformatigen Gouachen sizilianischer Blumenwiesen (Érice/Papavero). Sie entstanden spontan vor dem Motiv, im Gegensatz zu den Ölen, die mit Distanz im Atelier reflektierter gearbeitet wurden. Einen starken Kontrast zur Farbigkeit des Südens bilden die nordisch unterkühlten holländischen Strandimpressionen. Vor sattgrünen Dünen unter klar blauem Himmel finden sich Reihen weißer Strandhäuschen (Strandhäuser). Auch hier gelingt es ihr, die unterkühlte sachliche Nordseeatmosphäre spürbar werden zu lassen.

 

Stimmungen, Gefühle, Empfindungen durch Farbe zu vermitteln, darin liegt die Stärke von Astrid Andrés Malerei, die sich hinter einer nur vordergründigen Dekorativität versteckt. (Bis 29. September, di, sa 10-14, mo, do, fr ab 14 Uhr.)


Rheinische Post, 3. September 1994

 

Galerie 11 zeigt Hausansichten mit Astrid André

Auf Stilsuche in der Lagune von Venedig

Bunte Hausansichten in warmen Farben begrüßen den Besucher der Galerie 11 in der Wallstraße. Die Künstlerin Astrid André ließ sich von farbigen Hausfassaden einer alten Fischersiedlung auf der Insel Burano, gelegen im nördlichen Teil der Lagune vom Venedig zu einer Bildserie anregen. Die Arbeiten zeigt sie in der Galerie 11 bis zum 29. September.

 

1993 reiste die Italienliebhaberin auf die Insel und war beeindruckt von den Farben und auch der Ruhe der Insel. Die Düsseldorferin (geb.1962) studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und war Meisterschülerin von Professor Konrad Klapheck. 1988 war die freischaffende Künstlerin Preisträgerin der RP-"Aktion-Kunstblatt". Ihre "Burano-Bilder" entstanden in ihrem Krefelder Atelier: Sie schwelgen in satten Rot-, Blau-, Grün- und Gelbtönen. Die Malerin reduziert die Dorfansichten ganz auf Form und Farbe und spielt mit farbigen Spiegelungen der Hausfassaden im Wasser. Die fast naiven Ölbilder geben die Ruhe und Stille der Insel wieder, die Astrid André bei ihrem Aufenthalt empfand. Vor ihrem Italienaufenthalt malte André Stadtansichten von Düsseldorf: Kühle, ja fast kalte Szenen einer Großstadt mit verlassenen Straßenbahnhaltestellen und leeren Telefonzellen. Da tat es gut, so die Künstlerin, in das warme Licht Italiens einzutauchen. Als Stilsuche läßt sich die Burano-Serie begreifen. Astrid André hat hier ausprobiert und mit Farbe experimentiert. Waren ihre Bilder vorher sehr klar und funktionalistisch gegliedert, ist sie nun verspielter und fröhlicher.

 

(Bis 29. September, geöffnet montags, donnerstags, freitags 14 bis 18 Uhr, dienstags und samstags 10 bis 14 Uhr) (ze)