Landeszeitung Lüneburg, 23. April 2004

 

Nähe und Distanz

Bilder zum Thema Landschaft in Amelinghausen

Die Landschaft zählt zu den zentralen Themen der Malerei symbolisch aufgeladen, als Abbild von Stimmungen (des Künstlers) oder für sich selbst stehend. Sechs Künstler/innen aus dem Raum Lüneburg präsentieren ab heute in Doris Steffens' Amelinghausener "Galerie im Haus" unter dem schlichten Titel "Landschaft" ihre eigene Sicht auf den Lebensraum.

 

Astrid André präsentiert Skizzen, die vor Ort (auch) als Vorbereitung für größere Gemälde entstanden. Das sind keine Stricheleien, sondern eigenständige, ruhige Gemälde im kleinen Format, Notationen der entscheidenden Merkmale. Im Mittelpunkt stehen Gebirge, die aber immer wieder Spuren von den ordnenden Eingriffen des Menschen zeigen.

 

Ruth Laschinskis Aquarelle künden ebenfalls von der unmittelbaren Auseinandersetzung mit dem Gesehenen, dabei spiegelt sich in der ausgeprägten Lichtgebung das Empfinden der Malerin. Mit expressiver Dynamik - und mit leuchtend deckenden Acrylfarben belebt Guddi Braun ihre Landschaften. Sie löst die festen vertrauten Formationen auf, entfesselt Strömungen und Kräfte, die auch hier zurückführen zur Malerin.

 

Jürgen Steinerts Zugang zu seiner Umgebung ist eher der eines staunenden, in sich ruhenden Weltenbummlers. Ausgeprägte, zuweilen überhöhte Farben und die behutsame Auflösung der Strukturen geben seinen Impressionen eine romantische, dabei heitere Note. Aus extremer Distanz entstand dagegen der Beitrag von Martin Steffens: Grundlage sind übermalte Landkarten, die sich durch irritierende Farbgebung - und mitunter durch Drehungen - von der Vorlage lösen. Die nüchternen Informationen sind getilgt, Länder werden zu Welten, die Steffens "Sehnsuchtslandschaften" nennt. Gastgeberin Doris Steffens wiederum verschiebt in ihren zentralen Bildern die herbe, aber friedliche Natur in eine düstere Zukunft (oder Vergangenheit). Wie apokalyptische Visionen wirkt die dramatische Übersteigerung, in der Licht zu Feuer wird und die Erde zu einem wogenden Meer.

 

Die Ausstellung läuft bis zum 9. Mai (sbd./so. 11-18 Uhr und nach Vereinbarung). Zur Vernissage heute um 19.30 Uhr spielt der Pianist Konstantin Krahmer, zur Einführung spricht Martin Steffens.