Landeszeitung Lüneburg, 25./26. November 2006

 

Kantig, steinig, schwelgerisch

Die Ausstellung "Lüneburg Bilder" im Heine-Haus

Bisher war Swantje Crone eine Malerin des alten Lüneburg, des Stintmarkts, der schönen Fassaden, die sie kräftig in Schwung und Farbe brachte. Nach den Eindrücken einer USA-Reise ist ihre Sicht auf die Heimatstadt nun eine andere, statt des historischen Kerns rückt das kühle "Außenrum" in den Mittelpunkt. Lüneburg aus wechselnder Perspektive, Architektur und Farbe, Gegenwart und Vergangenheit, das sind Themen einer Ausstellung, die drei konsequent vertretene Positionen vorstellt. Sie wird Sonntag, 26. November, 11.30 Uhr im Heinrich-Heine-Haus eröffnet.

 

Astrid André lenkt den Blick auf das Detail, auf Giebel, Verzierungen, Ornamente, das Bachsteingewebe - hochformatige, exakt ausgeführte Ölbilder (und einige Aquarelle), die natürlich Ehrgeiz wecken: Wo steht das Original? Letztlich allerdings sind diese präzisen Schilderungen keine Abbildungen von Behausungen, sondern in ihrer Makellosigkeit eher ausgeräumte Steinlandschaften, Projektionsflächen. Künftig will sich Astrid André, der messerscharf geraden Linie langsam überdrüssig, der Natur widmen.

 

Bernhard J. Oberhoffer liefert einen Gegenentwurf. Seine Gemälde bzw. Materialbilder sind riesig, raumgreifend, konkret im Schauplatz und im Thema, aber lustvoll schwelgerisch in der Ausführung. "St. Johannis" beispielsweise zitiert konkrete gotische Architektur-Elemente des Kirchenschiffs, schildert aber vor allem den farbigen Lichteinfall. "Veritas con Luna" ist das (hauptsächlich aus Gips gefertigte) Relief einer Rathausfigur, eben der Veritas, eingefangen von der Mondsichel der Brunnen-Luna, eine Markt-Impression. Immer hat Bernhard J. Oberhoffer in die große Fläche kleine Objekte als Fixpunkte, Blickfänge, eingebaut: eine Barkasse für "Alter Hafen/Stint", bleierne Sudpfanne und Rührstock für "Salzstock", ein Kragstein für "St. Johannis".

 

Swantje Crone, in Kalifornien von Schildern, Werbetafeln, modernen (Zweck-)Bauten umringt, malte in diesem Jahr das funktionelle Lüneburg: Tankstelle und Postbank etwa, die Nordlandhalle - mehr Grau als früher, mehr Kanten, mehr Sachlichkeit. Ein Hauch fröhlicher Märchenhaftigkeit ist dennoch geblieben.

 

Die vom Kunstverein Lüneburg veranstaltete Ausstellung läuft bis 17. Dezember (mi., sbd., so. 11-15 Uhr). Bürgermeister Bernd Fischer begrüßt die Gäste, Dr. Eckhard Michael, Leiter des Fürstentum-Museums, spricht zur Einführung, Joachim Vogelsänger spielt auf dem Klavier Werke von Prokofieff und Poulenc.